Budapester Montagsfragen

Budapester Montagsfragen

In der geschlossenen Facebook-Gruppe der ungarischen Schüler_innen werden wöchentlich (bzw. in den Ferien zweiwöchentlich) Quizfragen gestellt: Diese beziehen sich auf stadt-, ereignis- bzw. alltagsgeschichtliche Begebenheiten und Phänomene sowie auf epochenspezifische Begrifflichkeiten und dienen dem Ziel, die Arbeit mit den verfügbaren Recherchetools einzuüben. So wurde bspw. nach der Maßeinheit für die Länge der Filme (Auflösung: Meter), aber auch nach Umbenennungen öffentlicher Plätze in Budapest während des Krieges gefragt (Auflösung: der Museumsring wurde in Sultan Mehmed Straße [Múzeum körút in Mehmed szultán út], der Zollhausring in Ferdinand bulgarischer Zar Straße [Vámház körút in Ferdinánd bolgár cár] umbenannt). Mit den richtigen Antworten gerade auf diese beiden Fragen gewann Bálint Wittinger die erste Wettbewerbsrunde und erhielt als Preis den historischen Kriminalroman A koronaőr második tévedése (Der zweite Irrtum des Kronwächters, Budapest, Agave Kiadó 2014) von Béla Kondor, der im Zeitraum unseres Projekts spielt. Eine Reihe der Recherchefragen bezog sich auf die Geschichte der konkreten städtischen Orte zwischen 1916 und 1921, die von den Schüler_innen erforscht werden; diese wurden mithilfe von zeitgenössischen Pressematerialien gestellt. So wurde etwa anhand eines Berichts über die dem Kriegsministerium vorgebrachte Anfrage der hauptstädtischen Verwaltung gezeigt, warum die Generalwiese (Vérmező/Blutfeld), ursprünglich ein Exerzierplatz des Heeres, zu Zwecken des Wohnungsbaus freigegeben werden sollte. Die auch in der Tat realisierten Umwidmungen der städtischen Räume wurden ebenfalls mehrfach angesprochen: Réka Brenyó, die sonst auch mehrere Fragen mit genauen Quellenangaben beantwortete (wie die nach den Zugangsregelungen auf der Margaretheninsel oder nach der Definition und Zahl der Kriegsanleihen), konnte den Funktionswechsel der Trabrennplätze während der Räterepublik genau identifizieren und mit Sekundärliteratur belegen. Diese wurden nämlich vorübergehend und angesichts der Lebensmittelknappheit in der Stadt als Küchengärten benutzt. Als für das Forscherteam sehr produktive Fragestellung erwies sich jene nach dem kürzlich für die Besucher zugänglich gemachten Schiff „Lajta“ vor dem Parlament: Jucus Tompa, die außerdem auch die einzige Frage mit Wienbezug (Hotel Sacher als Treffpunkt ungarischer Migrant_innen) richtig beantwortete, wies auf ein zweites Schiff („Lajos Kossuth“) neben der Kettenbrücke hin, das wochentags als Transportmittel für Marktweiber und an Wochenenden als Ausflugsschiff fungierte.