Hotels

Hotels, besonders Grand Hotels sind „verdichtete“ Orte, eine Art Mikrokosmos der Gesellschaft, in denen Menschen verschiedenster sozialer wie nationaler Herkunft vorübergehend aufeinandertreffen: Adelige, Politiker_innen, Zimmermädchen, Liftboys, Schauspieler_innen, Schriftsteller_innen, Großindustrielle, Hochstapler etc. Sie sind zugleich Bühnen, „Schaufenster“, in denen sich die Eliten inszenieren.

Großzügigkeit, Komfort, ein „Rahmenprogramm“ (Sport, Kultur), besonders die repräsentative „Beeindruckungsarchitektur“ mit großen Fensterflächen, Salons, Liftanlagen sowie Cafés und Geschäften in den Erdgeschoßzonen unterscheiden die Grand Hotels von den einem weniger exquisiten Publikum vorbehaltenen Übernachtungsmöglichkeiten. Die ersten wurden im Zuge der Industrialisierung gebaut, zur Weltausstellung 1873 wurden auch in Wien mehrere Luxushotels errichtet: In repräsentativer Lage am neuen Boulevard der Ringstraße oder in der Inneren Stadt eröffneten nach und nach das Imperial, Grand Hotel, Sacher, Meißl und Schadn, das Bristol etc., in denen Geld, Politik und Adel abstiegen.

Während des Ersten Weltkriegs und in den ersten Jahren danach wurden die Wiener Grand Hotels zu Reibungspunkten: Sie standen nun nicht mehr für den Luxus der „großen Welt“, viel eher wurden sie zum Inbegriff für Kriegsgewinnler, Schieber und Spekulation – für ökonomische Ungleichheiten der (Nach-)Kriegsgesellschaft. Ihre Internationalität galt den Zeitgenoss_innen meist nicht mehr als etwas Positives, vielmehr widerspiegelten die hier verweilenden Brit_innen und Amerikaner_innen, auch Italiener_innen und Ungar_innen, die von der billigen Krone profitierten, den verlorenen Krieg und die Härte der Gewinnermächte.

 

Mord im Grand Hotel

Seit der Weltausstellung 1873 wurden in Wien, meist an der Ringstraße, Grand Hotels gebaut. Das 1890 eröffnete Bristol unweit der Staatsoper ist bis heute eine der bekanntesten dieser urbanen Luxusherbergen, in denen Menschen unterschiedlichster Schichten und...  mehr lesen