Spatial History

„All unser Wissen von Geschichte haftet an Orten […]. Wir kommen ohne Bilder von den Schauplätzen, an denen sich alles ereignet hat, nicht aus. History takes place – Geschichte findet statt.“

(Karl Schlögel: Im Raume lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik, München/Wien: Hanser 2003)

Das Forschungsprojekt „Metropolis in Transition“ zielt darauf ab, die Veränderungen, denen Wien und Budapest in Folge des Ersten Weltkriegs unterliegen, in ihrem komplexen – räumlichen – Beziehungsgefüge zu erfassen. Dies setzt einerseits voraus, die Erforschung der beiden Städte aus dem scheinbar stabilen epochalen Begriff „Erster Weltkrieg“ herauszulösen und weiter zu fassen. Andererseits erfordert diese Zielsetzung, den städtischen Raum und die Simultaneität örtlich verschiedener Ereignisse zur Grundlage der Analyse nehmen. Damit sollen dominante Narrative, die auf einem linearen und kausalen Erzählschema aufbauen, hinterfragt und die Kontingenz, die einem historischen Ereignis anhängt, untersucht werden. Ausgehend von der Annahme, dass Räume gesellschaftliche Prozesse beeinflussen, wird Geschichte nicht mehr allein als zeitliche Abfolge begriffen: „Raum“ wird als Kategorie verstanden, die sich über soziopolitische, kulturelle und ästhetische Bewegungen erstreckt. Diese räumliche Perspektivierung trägt der Ko-Präsenz unterschiedlicher zeitlicher Strukturen und der Komplexität dieser synchronen Handlungen Rechnung.

„Metropolis in Transition“ nähert sich der Untersuchung des städtischen Raums über konkrete Orte, die historische Ereignisse in sich konzentrieren und als Schauplätze nichtlinearer Geschichte lesbar werden.

 

Stadtwäldchen und Prater 1917

1917 beheimateten das Budapester Stadtwäldchen und der Wiener Prater Marineschauspiele, anhand derer Katalin Teller die Vergleichbarkeit der Unterhaltungsareale im vorletzten Kriegsjahr auf die Probe stellt. Die divergierende Laufbahn der beiden scheinbar ähnlichen...  mehr lesen