Migration

Zwischen 1914 und etwa 1919 erlebte Wien eine große Veränderung seiner Bevölkerung. Die Anzahl der in Wien lebenden Menschen stieg im Frühjahr 1915 auf den absoluten Höchststand von über 2,3 Millionen. Neben Soldaten, die auf dem Weg zur Front einige Zeit in Wien untergebracht wurden, kamen hunderttausende Kriegsversehrte nach Wien. Bereits ab August 1914 wurde Wien auch für Flüchtende  zumindes vorübergehend zum Zufluchtsort – bis zu 200.000 im Frühjahr 1915. Die Mehrheit von ihnen  waren Juden und Jüdinnen aus Ostgalizien auf der Flucht vor der russischen Offensive. Die Bahnhöfe wurden durch diese grundlegend veränderten Personenströme vor neue technische und logistische Herausforderungen gestellt, der Charakter dieser Orte veränderte sich grundlegend.

Mit längerer Kriegsdauer und immer schlechterer Versorgungslage entwickelten sich heftig – oft antisemitisch aufgeladene – Debatten um die Flüchtlinge in der Stadt, vor allem um die sogenannten Ostjuden.

Nach Kriegsende kehrten die in Wien beheimateten Soldaten in die Stadt zurück. Gleichzeitig verließen etwa 150.000 Tschech_innen und Slowak_innen Österreich, insgesamt wanderte wohl eine Viertelmillion Menschen aus Wien ab.

 

 

József Lengyel: Die Straße der Flucht

Geschichten, die eine Flucht in die Details gehend beschreiben, findet man selten. Die Erinnerungen und die Polizeiakten dokumentieren meistens nur die wichtigsten Stationen der Flucht, dies ist im Fall der kommunistischen Emigranten, die Ungarn Ende 1919 verließen,...  mehr lesen