Cottageviertel und Hohe Warte

Im Zuge der geografischen Erweiterung des Stadtgebiets und der umfassenden Baumaßnahmen Ende des 19. Jahrhunderts wird auf dem Gebiet der Türkenschanze zwischen Türkenschanzpark, Hartäcker-, Gymnasiumstraße und Haizingergasse das heute teils Währing, teils Döbling zugehörende Cottageviertel geplant.

Nach dem Vorbild englischer Gartenstädte werden auf Betreiben des 1872 gegründeten Cottagevereins (Obmann war Ringstraßenarchitekt Heinrich Ferstel) für das Wiener Bürgertum Ein- und Zweifamilienhäuser mit kleinen Gärten errichtet. Durch den Bau kleinerer Mietshäuser sollte Bauspekulation verhindert und Wohnen im Grünen leistbar werden, doch zogen schon bald vor allem Wohlhabende hierher und ließen repräsentative Villen errichten (z.B. von Hubert Gessner oder Josef Hoffmann). Das Viertel wurde zum „Ort der Hochkultur“, als viele Schriftsteller und Intellektuelle – unter anderem Felix Salten, Arthur Schnitzler, Theodor Herzl, Gustav Mahler oder Hans Kelsen – ins „Cottage“ zogen. Ähnlich die nicht weit entfernte Hohe Warte, auf der Josef Hoffmann um 1900 eine Siedlung konzipierte, in der v.a. Kunstschaffende wie Kolo Moser, Franz und Alma (Mahler-)Werfel lebten. Daneben existierte hier auf dem ehemaligen Fußballplatz der Vienna 1919 bis 1922 das „Dreamland Filmstudio“, das einen einzigen Film realisierte, bis es bankrott ging und von der Gemeinde Wien gekauft und zum Freibad umfunktioniert wurde. Die Vienna zog einige Parzellen weiter und errichtete Anfang der 1920er das damals größte Stadion Europas außerhalb Großbritanniens.

Das Ende des Kriegs und die Transformationsphase unmittelbar danach löste in den bürgerlichen Vierteln Wiens vielfach Angst vor dem Zerfall der Ordnung, vor Plünderungen und Zerstörung aus, auch im Cottage und der Hohen Warte. Schnitzler notierte in seinem Tagebuch, Salten hätte Plünderungen und Gewaltexzesse im Viertel vorausgesagt. Um diesen zu entgehen zog Salten mit seiner Familie gegen Kriegsende kurzerhand in ein Hotel in der Inneren Stadt. Gerüchte von Richtung Währing und Döbling ziehenden marodierenden italienischen Soldaten, vom Zusammenbruch der städtischen Ordnungsmacht gingen um und ließen auch Schnitzler nicht unbeeindruckt: Im November 1918 war er neben dem ehemaligen Burgtheaterdirektor Hugo Thimig prominentester Unterzeichner des Aufrufs zur Bildung einer „freiwilligen Schutzwache“ für Währing und Döbling.