Ortsbegehung Arsenal

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Der Begriff „Arsenal“ kommt aus dem Arabischen und bedeutet „Haus der Waffen“. Nach der Niederschlagung der Märzrevolution, die 1848 stattfand, wurden um die Innenstadt „Defensivkasernen“ gebaut, welche als Verteidigung gegen zukünftige Aufstände der Arbeiterschaft dienen sollten. Das Arsenal wurde von 1849 bis 1856 im Architekturstil des romantischen Historismus außerhalb des Linienwalls als Rohziegelbau erbaut, bei dem 177 Millionen Ziegel verbaut wurden. Es entstand durch die Verbindung der präsentierten Baupläne von Ludwig Förster, Theophil Hansen, Eduard van der Nüll, Carl Rösner und August Sicard von Sicardsburg. Schon bei der Planung zweifelte man nicht daran, dass das Ziel vom Bau des Arsenals eine Verteidigungsanlage in geeigneter Position ist, die eher gegen innere als gegen äußere Feinde dienen sollte. Der Gebäudekomplex bildet ein Rechteck und ist 688 Meter lang und 480 Meter breit. Am Rand befinden sich hohe turmähnliche Kasernen und niedrige Depottrakte.

Im Arsenal war ein großer Teil des k.k.-Artillerie-Arsenals untergebracht und es wurde dort 1856 eine Militärvolksschule errichtet. Von 1872 bis 1905 befand sich im Arsenal eine Artilleriekadettenschule. Ebenfalls befindet sich das von 1850 bis 57 erbaute Heeresgeschichtliche Museum am Arsenal-Gelände, welches das älteste staatliche Museum Wiens ist. Die Feldherrenhalle schmücken 56 überlebensgroße Marmorstandbilder historischer Persönlichkeiten und Feldherren von Österreich. Das wichtigste Gebäude war für das Militär die Artilleriezeugfabrik, aber das bedeutendste Gebäude war das Kommandantengebäude, welches von Sicard von Sicardsburg und van der Nüll entworfenen und von 1850 bis 1855 erbaut wurde. Das Kommandantengebäude ist eine Mischung aus romanisierenden und gotisierenden Stilformen und erinnert etwas an italienische Burgen.

Meiner Meinung nach ist das Arsenal für die Geschichte Österreichs einer der interessantesten Orte, denn es erlebte wegen seiner zentralen Lage viele Wandlungen. Alle politischen, wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Tendenzen haben das Arsenal geprägt. Es erlebte alle politischen Systeme seit der Habsburgermonarchie von der Ersten Republik, dem Austrofaschismus und der nationalsozialistischen Diktatur bis hin zur Zweiten Republik mit. Aus diesem Grund lassen sich im Arsenal wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungstendenzen veranschaulichen. Dafür sind Informationen zur Nutzung, Perzeption und parteipolitischen Auseinandersetzungen sehr hilfreich und können uns einen Eindruck über die politischen Verhältnisse und Tendenzen verschaffen. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs wurden hier auch zivile Güter produziert. Von 1924 bis 1930 siedelte im Arsenal die Amilcar-Automobil AG, die in den Fertigungshallen Personenwagen erzeugte. Später kam auch das Fernmeldetechnische Zentralamt der österreichischen Post- und Telegraphenverwaltung hierher.

Bei unserer Ortsbegehung war der Ersteindruck von diesem Gebäude, dass es ziemlich massiv gebaut ist und sicher eine gute Verteidigungsanlage war. Außerdem dachten wir, dass das Heeresgeschichtliche Museum vielleicht auch für Propaganda verwendet wurde, weil man immer bestimmte Gegenstände und Bilder ausstellen konnte, die der politischen Denkweise entsprachen.

Robert Klimo