Höhepunkt von „Metropolis in Transition“ war der Schüler_innenaustausch zwischen Wien und Budapest. In Gruppen entwickelten die Schüler_innen alternative Stadtführungen für die Besucher_innen der jeweils anderen Stadt.
Anfang März fuhren die Wiener_innen nach Budapest, um gleich am Bahnhof von Kaiser (in Ungarn König) Karl und Kaiserin (Königin) Zita empfangen zu werden – verkörpert von Budapester Schüler_innen. Die Stadtwanderungen führten u.a. zur Burg, wo historische Ereignisse nachgestellt und ein Gedicht aus dem Ersten Weltkrieg rekonstruiert werden sollten. Politisch zentrale Orte, wie die Blutwiese und der Kossuth-Platz waren weitere Stationen der Wanderungen. Im Stadtwäldchen, dem Budapester Äquivalent des Praters, wurden nach einer historischen Einführung zu Unterhaltungsaktivitäten während des Kriegs historische Unterhaltungsformen „nachgespielt“. Der Nahrungsmittelmangel wurde in einer kleinen Ausstellung mit Kriegsrezepten in einem historischen Wasserturm auf der Margit-Insel thematisiert – und das Mittagessen an diesem Tag in einer „Kriegsküche“ eingenommen. Im Eisenbahnmuseum schließlich erhielten die Schüler_innen Infos zu Wohnungsnot und Mangel um 1918 und mussten einen Waggon „einrichten“. Am Ende wurde nach einem Vortrag zur Räterepublik kommunistische Flugblätter verfasst und ihre Inhalte vorgetragen.
Der Anschlussbesuch der Budapester_innen in Wien führte ins Cottageviertel, wo bei einer Schnitzeljagd ehemalige berühmte Bewohner_innen wie Felix Salten oder Arthur Schnitzler sowie Kriegsgärten im Vordergrund standen. Dann ging es nach Schönbrunn: Hier wurden die Auswirkungen der Mangelwirtschaft auf den Zoo ebenso zum Thema wie der Tod Franz Josephs, dessen Begräbnisumzug in Form von Kurzinterventionen nachgestellt wurde. Weitere Stationen waren der Naschmarkt, dessen Geschichte mittels Audioguides vermittelt wurde; der Prater, der u.a. via Geocahing „ergangen“ wurde sowie das Arsenal. Dessen Funktion während des Ersten Weltkriegs – es war unter anderem die wichtigste Waffenfabrik Wiens – in thematische Führungen vermittelt wurde. Der ehemals wichtigste Bahnhof Wiens, der Nordbahnhof, wurde mit zwei Kurzfilmen, die die heutige räumliche Situation sowie dessen damals zentrale Funktion als Verkehrsknotenpunkt und Ankunftsort für Flüchtlinge darstellte zum Thema.
Ziel des Austauschs wie des gesamten Projekts war es, die sich wandelnden urbanen Funktionen anhand ausgewählter Orte in beiden Städten während des Kriegs und in seiner unmittelbaren Auswirkung zu analysieren und vergleichbare Handlungsformen hervorzuheben.
Die beiden Gruppen untersuchten beispielsweise die sich wandelnden Repräsentationstechniken der Macht in der Hofburg, dem Schloss Schönbrunn, dem Parlament in Budapest und der Budaer Burg. Die Umfunktionierung von Vergnügungsstätten und Repräsentationsbauten wurde im Prater, der Secession, dem Budapester Stadtwäldchen und der Kunsthalle analysiert. Die räumliche Neukonfigurierung von Stadtteilen durch Migrationsbewegungen, konnte. Anhand der Auswirkungen der jüdischen Zuwanderung aus Galizien auf die Leopoldstadt, die Entstehung von Barackensiedlungen in den Vorstädten oder Waggonbewohner_innen im Umfeld der Budapester Bahnhöfe untersucht werden.
Diese Erkundung von konkreten städtischen Räumen erfolgte in mehreren Stufen und verknüpfte verschiedene Quellentypen (Fotografien, Stadtpläne, Filme, Texte aus der Belletristik und der Presse) und Methoden (z.B. interdisziplinäre Quellenkritik).