Workshops und Recherchen in Budapest I

Workshops und Recherchen in Budapest I

Die Projektarbeit der Budapester Schüler_innen bestand zwischen Januar und Juni 2015 aus drei größeren Workshops, aus mehreren Gruppentreffen sowie Besuchen in Spezialsammlungen von Bibliotheken und Archiven.

Der erste gemeinsame Workshop wurde am Germanistischen Institut der Eötvös-Loránd-Universität Ende Januar abgehalten. Um die geplanten Mappings vorzubereiten, erfolgte eine erste Vermessung der Gewohnheiten der Schüler_innen in ihrer Stadtnutzung. Diese zeigte, dass die Lieblingsorte in Budapest sehr stark mit dem alltäglichen Pendeln in die Schule zusammenhängen und aus den für die Projektrecherchen ausgewählten Orten allein das in unmittelbarer Nähe der Schule liegende Burgviertel als vertrautes Feld gilt. Die zu erforschenden Orte wurden dann in den Kontext des Ersten Weltkriegs und der darauffolgenden drei Jahre gesetzt und mit Blick auf ihre einstigen und heutigen Funktionen den projektrelevanten Themen (wie Ernährungs- und Verkehrsprobleme, politische Ereignisse, Gesundheits- und Bildungswesen, Ausstellungen, Kriminalität, Flüchtlinge) zugeordnet. Die Vorstellung der für die Epoche eigenen textuellen und visuellen Quellensorten (wie Zeitungsfotos, Plakate, Karikaturen, Filmaufnahmen, Presseberichte, Feuilletons, Belletristik usw.) leitete die Frage ein, wie man mit Digitalisaten und physischen Quellen arbeiten soll, bzw. wie wir unsere Problemstellung an die zahlreichen Erfahrungen der Schüler_innen mit der dramatisierenden Bearbeitung historischer Themen in den Theatergruppen anknüpfen können. Nach der Formierung der sechs Schüler_innengruppen zu den einzelnen Orten erfolgte abschließend das Screening von jenem Video, das aus dem Sparkling-Science-Projekt Like Seen on the Screen in Wien entstand und das die Möglichkeiten einer Neuinterpretation von historischen Filmbefunden im Rahmen einer Ausstellung präsentierte.

Zwischen Februar und Mai besuchten einzelne Gruppen die Budapest Sammlung der Hauptstädtischen Szabó-Ervin-Bibliothek, wo sie in die Sammeltätigkeit dieser stadthistorischen Bibliotheksabteilung sowie in die einschlägigen Quellen und ihre Recherchemöglichkeiten eingeführt wurden. Außerdem fand mit den älteren Jahrgängen ein Besuch im Hauptstädtischen Archiv Budapest statt, in dem Bestände für die mit dem Városliget/Stadtwäldchen verbundenen baupolitischen Maßnahmen bewahrt sind. Die Gruppe, die sich mit den Bahnhöfen auseinandersetzt, wurde auch in das Archiv der Ungarischen Staatsbahnen begleitet. Jene, die zur Geschichte der Margitsziget/Margaretheninsel arbeitet, besichtigte das Museum für Gastronomie, in dem eine Ausstellung zur Kriegsernährung lief, und führte eine erste Recherche zum Thema der Kriegsausstellung in der Sammlung durch. Ein Teil der Schüler_innen wohnte im April dem Theaterstück 1914 in der Inszenierung von Robert Wilson im Vígszínház bei, die u.a. den Alltag an der „Heimatfront“ thematisierte. Im Rahmen des História Kör (Kreis für historisch Interessierte) hielt der Historiker Péter Bihari einen das Hinterland im Ersten Weltkrieg schildernden Vortrag im Gymnasium.