Workshops und Ortsbegehungen in Budapest II

Workshops und Ortsbegehungen in Budapest II

Anfang April fand der zweite gemeinsame Workshop im Toldy-Gymnasium statt: Hier wurde von jenen Erzählungen berichtet, die die Schüler_innen in ihren Familien zu den Schlüsselereignissen des 20. Jahrhunderts sammelten. Die erwartungsgemäß geringe Zahl der Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg, die mehrheitlich dem Zufall zu verdankende Rettungsgeschichten an den Fronten zum Thema hatten, wurden mit Blick auf ihre Kontexte und ihren Stellenwert im Geschichtsbewusstsein der Schüler_innen diskutiert.

Die Schüler_innen signalisierten bei den ausgewählten Orten ihre Präferenzen mit Blick auf die Quellen, die großteils eine Vorliebe für visuelle Materialien bzw. in geringerem Umfang für diverse Pressegattungen wie Wohnungsanzeigen verrieten. Es wurden auch die ersten Ideen für die Präsentationsformen bei den Stadtspaziergängen vorgestellt und mit Blick auf die logistischen Notwendigkeiten, auf die Sichtbarmachung der einzelnen historischen Schichten in den letzten hundert Jahren diskutiert. Anschließend erfolgte die Einführung in das Bibliografieren anhand des Katalogs der Budapest Sammlung sowie in die Benutzung der wissenschaftlichen Datenbank Arcanum, in der wichtige Tageszeitungen und Illustrierte aus der Epoche durchsuchbar sind.

Beim letzten Workshop des Semesters Ende Mai präsentierten die einzelnen Gruppen ihre bisherigen Forschungsergebnisse: Dies erfolgte anhand eines ausgewählten historischen Ereignisses und einer Bild- und Textquelle. Hier kamen v.a. Plakate, Zeitungsfotos sowie Presseberichte und Tagebücher zum Einsatz. Der Großteil der Gruppen benutzte das Internet und die Datenbank Arcanum als Quelle, doch mehrere recherchierten auch in nur als Print zugänglichen Materialien (beispielsweise in der Illustrierten Érdekes Ujság) und verwendeten die vorhandene wissenschaftliche Sekundärliteratur. Die deutschsprachige Version der Familiengeschichten sowie die Präsentationen werden auf der Projektwebseite zugänglich gemacht.

Im Juni fanden zwei geleitete Ortsbegehungen mit den jeweiligen Gruppen in der Budaer Burg und im Stadtwäldchen statt. Hier konnten die Schüler_innen anhand von unterschiedlichen Quellensorten wie Stadtplan, Zeitungsfoto, Pressebericht, Feuilleton und modernem Reiseführer ihre Eindrücke mit Blick auf die Veränderungen der Orte ausformulieren und weitere Forschungsfragen stellen.

Insgesamt zeichnet sich eine Öffnung bei den Recherchen ab, was die Vielfalt der zu untersuchenden Quellen betrifft: Die anfängliche Fokussierung auf die optischen Medien wird immer mehr auf die Textquellen ausgeweitet. Weiters zeigt sich die Wichtigkeit der physischen Präsenz in den unterschiedlichen Sammlungen und im Fall der vermeintlich vertrauten Plätze die der wiederholten Ortsbegehungen, die im Herbst in kleineren und größeren Kreisen fortgeführt werden, um zugleich zu testen, in welcher Form die im Wesentlichen bis heute sichtbare Geschichte dieser Orte den Wiener Schüler_innen vermittelt werden sollte.